Developer Openspace 2014

Einmal im Jahr zieht es eine Vielzahl von Softwareentwicklern nach Leipzig zum Developer Openspace. Wie jedes Jahr seit 2011, war auch ich wieder mit dabei und bin mit einem Kopf voller Ideen, sowie neuer Sichtweisen nachhause gefahren.

Die Besonderheit des Openspaces ist dabei, dass die Agenda zu Beginn der eigentlichen Veranstaltung auf Basis der Wünsche aller Anwesenden entsteht. Jeder kann selbst ein Thema vorschlagen und dieses wird dann, anhand des Interesses unter den Anwesenden, in die Planung aufgenommen.

ca. 200 Personen nahmen am Event teil. Foto: (c) Developer Openspace

Nach der etwas zu lang geratenen Themenfindung, gingen die Sessions für mich in diesem Jahr gleich sehr vielversprechend los. Udo Wiegärtner fragte: „War Frodo Teil eines agilen Teams?“ Anhand des Herrn der Ringe, wurde darüber gesprochen was Agilität eigentlich ausmacht und was in einem (Software-)projekt schiefgehen kann.

Ganz interessant fand ich während der Session, dass eine Aussage von mir eine typische Reaktion hervorrief. Als ich meinte, dass es keinen abgestimmten Plan der Gruppe gab, wurde dies so gewertet als hätte ich eine ausgiebige Dokumentation nach Norm XYZ mit Beteiligung aller Stakeholder erwartet. Tatsächlich scheint es mir aber so, dass zu viele Dinge als agil bezeichnet werden, die einfach nur gänzliche Planlosigkeit sind.

Der Herr der Ringe als Softwareprojekt. Foto: (c) Developer Openspace

Zwar sagt das agile Manifest: „Responding to change over following a plan.“ Dies bedeutet aber eben nicht, dass es keinen Plan gibt. Der Unterschied von Agilität im Geschäftsumfeld gegenüber der freien Natur, ist für mich, dass man eben nicht nur versucht zu überleben. Vielmehr geht es darum möglichst viel Mehrwert zu schaffen und sich nicht durch falsche Annahmen dauerhaft selbst zu blenden. Man gesteht sich ein, Fehler gemacht zu haben. Auf Basis dieser Erkenntnis passt man den Plan so an, dass man das absehbar bestmögliche Ergebnis erzielen kann. Hat man sich im Vorfeld kein Bild vom zu erzielenden Endergebnis gemacht, Risiken bewertet und einen Rahmen für weitere Handlungen gezogen, geht man planlos und damit chaotisch vor.

Genau bei der Frage ob denn dauerhaft ein Plan bei den Gefährten bestand, gingen dann auch die Meinungen in der Session und somit die Beantwortung der eingangs erwähnten Frage auseinander. Mein Fazit lautet(e) daher: „Agil ist, wenn man bewusst agiert. Chaos ist, wenn man unbewusst reagiert.“

Platz zwei meiner Top 3 Sessions dieses Openspaces ging dann interessanter Weise wieder an eine von Udo moderierte. In ihr stellte er drei unterschiedliche Sichten auf das Thema „Motivation“ vor. Diese hier zu erläutern würde den Rahmen sprengen. Für mich ist aber seit dem noch weit klarer, dass für die meisten Personen das „Warum“ einer Sache stark darüber entscheidet wie motiviert sie vorgehen. Selbst wenn man genau weiß was man wie zu tun hat, so geht man auf unterschiedliche Weise vor wenn sich das „Warum“ mit den eigenen Interessen und Wertvorstellungen deckt. Vielmehr noch kann ein unklares, sich ständig wechselndes oder den eigenen Vorstellungen wiedersprechendes „Warum“, extrem negativ auf den eigenen Leistungswillen auswirken.

Motivierte Personen beim Thema Motivation. Foto von @UlliStirnweiss

Bei Twitter hatte ich dazu einmal geschrieben: „Wer Soldaten will, bekommt Feiglinge und Deserteure.“ Genau dies zeigt sich hier wieder. Wer heutzutage bei einem Job als einzige Motivation „Geld“ anbringen kann und von seinen Mitarbeitern erwartet, dass sie Anweisungen ohne eigenes Denken und ohne Widerworte umsetzt, der erntet eine chaotische Arbeitsweise und hohe Fluktuation. Dem gegenüber kann eine gut kommunizierte und allgemein getragene Vision zu herausragenden Arbeitsleistungen führen und die Bezahlung in den Hintergrund rücken.

Platz drei der Top 3 war für mich die Überraschung schlechthin, spiegelt aber einen Trend wieder den ich seit Sataya Nadellas Antritt als CEO von Microsoft beobachte. Bei einer Session zum Microsoft Stack fragte Thomas Bandt, mit welchen Dingen aus dem Microsoft Stack er sich zukünftig näher beschäftigen sollte. Eigentlich bin ich in diese Session mit etwas Wiederwillen gegangen, da ich ein Microsoftbashing erwartet hatte, denn dies gab es die letzten Jahre jedes Mal, obwohl es jährlich an Unterhaltungswert verlor. Kamen 2011 noch Evangelisten von Microsoft mit Sternburg Export Bier und Popcorn und wollten von uns hören was mit Microsoft nicht stimmt. So fehlten 2012 neben Bier und Popcorn dann auch neue, aussagekräftige Begründungen für Fehler Microsofts und 2013 sogar die Evangelisten.

Hendrik diskutiert… (c) Developer Openspace

Überraschend war nun, dass sich dieses Jahr sehr positiv über Microsoft geäußert wurde. Die Öffnung für Opensource und die Community, das geänderte Auftreten in der Öffentlichkeit und die Platzierung interessanter Produkte wie dem Surface 3, Roslyn usw. haben das Image des Konzerns verbessert.

Zugegebenermaßen ist Microsoft noch immer nicht der beste Kumpel von allen und wird es, als profitorientierter Großkonzern, auch niemals werden. Dafür schaut die Entwicklergemeinschaft aber positiv in die Zukunft und hat sich in der Session auch sehr wohlwollend über (evtl. vermeintliche) Vorzüge des Portfolios in seinen verschiedenen Ausprägungen geäußert. Fazit für mich aus dieser Session ist: Das einzige Java mit dem ich mich in Zukunft noch etwas näher beschäftige, hat als Postfix ein „script“ und den Nachteil, dass man sich auf einen hart umkämpften Markt begibt weil heutzutage das technische Wissen im Back-End mehr darüber entscheidet ob man einen Auftrag bekommt als das Wissen im Front-End Bereich.

An sich ist diese Zusammenfassung schon recht lang, aber noch nicht ganz am Ende. Denn insgesamt gab es natürlich sehr viel mehr Sessions. So zum Beispiel zur Telemetrie in Apps, den tatsächlichen Möglichkeiten der Kinect, den verschiedenen Möglichkeiten der Cross-Plattform-Entwicklung (Javascript, Cordova, Universal Apps), Testautomatisierung usw. Dazu kommen dann noch kostenlose Workshops, Pausengespräche und Abendunterhaltungen mit Profis aus ganz DACH.

Der Developer Openspace ist mehr als nur Softwareentwicklung. Foto: (c) Developer Openspace

Im Kontext der Testautomatisierung muss ich noch etwas los werden. Natürlich bin ich mir bewusst, dass ich mittlerweile ein gewisses Standing innerhalb der Community zum Thema automatisierte Tests erarbeitet habe und ich wurde beim Openspace auch gefragt ob ich an zwei der Sessions zum Thema teilnehme, aber ich habe es dieses Jahr letztendlich nicht getan.

Die letzten drei Jahre habe ich eigentlich jede Session zu dem Thema Testautomatisierung mitgenommen und dabei auch viel gelernt. Nur gerade im vergangenen Jahr war die Ausbeute des Openspace für mich genau dadurch geringer, weil ich so oft Moderator bei Themen war mit denen ich mich gut auskannte. Aus diesem Grund war ich dieses Jahr passiver und habe bewusst nach anderen Themen gesucht.

Die letzte Session war zum Thema NuGet und Alternativen. Foto: (c) Developer Opensapce

Vielleicht war es gerade diese Entscheidung durch die ich, trotz meines verkürzten Aufenthalts von einem statt drei Tagen, so viel mitgenommen habe. Ich werde mit Sicherheit nächstes Jahr wieder mit dabei sein, denn ich kenne kein Event bei welchem ich in so kurzer Zeit mit so vielen unterschiedlichen Themen konfrontiert werde und abschließend mit so viel echtem Wissen wieder nachhause gehen kann.

Vielen Dank also noch einmal an alle die den Developer Openspace auch in diesem Jahr zu einem Erfolg gemacht haben.

Ein Kommentar

  1. Es freut mich sehr, dass Du aus den beiden Sessions etwas mitnehmen konntest, die ich moderiert habe.
    Mir hat es selber unglaublich Spaß gemacht, mich mit Euch zu den Themen auszutauschen, die mich im Moment so antreiben.
    Der DevSpace ist für mich immer ein absolutes Highlight im Konferenz-Jahr - eigentlich sogar DAS Highlight.

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