Zwei Tage DDC liegen hinter mir. Übermüdet und voller neuer Eindrücke sitze ich nun in einem Regionalexpress nach Dresden der hoffentlich auch irgendwann einmal ankommt, vielen Dank Deutsche Bahn für die bescheidene Anbindung.

Gefühlte 95% der Zeit war ich dabei als üblicher Teilnehmer unterwegs. Die einzigen Unterscheidungsmerkmale gegenüber der Allgemeinheit waren das rote Bändchen am Namensschild und der große Aufdruck „Speaker“ auf meinem Poloshirt. Die Insignien der Konferenzelite wenn man so will, welche schnellere Kontaktaufnahme und einige detailliertere Einblicke in die Organisation garantierten.

Die Sicht des Teilnehmers

Bevor ich auf letzteres eingehe sei aber zunächst erst einmal die Infrastruktur gelobt. Die Internetverbindung war schnell und funktionierte fast immer tadellos, nur manchmal bedurfte es einiger Anläufe um zum gewünschten Ziel zu kommen. Das Essen fand ich reichlich und weitestgehend gutschmeckend. Vor allem die Cateringidee bei der OpenNight mit Burgern und Hotdogs zum selber basteln hatte einen hohen Kreativitätsfaktor.

Nur als ich mir am ersten Tag irgendein Wirsing-Matsch-Patsch auf den Teller hievte hätte ich mir zum einen gern einen Schildchen mit kurzer Beschreibung gewünscht und vor allem eine etwas breitere Aufstellung der Tische mit dem Essen. Diese standen in den Stoßzeiten leider zu nahe bei einander, wodurch sich die Schlangen daran gegenseitig im Weg standen, was wiederum die Inbesitznahme der Leckereien beim Mittagessen zu einem kleinen Spießrutenlauf werden ließ an dessen Ende man sich mit irgendwas auf dem Teller zufrieden gab, Hauptsache raus hier.

Von den Vorträgen her bin ich nach wie vor zu großen Teilen begeistert aber leider auch etwas zwiegespallten. So war die Themenauswahl wirklich gut und gliederte sich in acht Kategorien zu je vier Tracks pro Tag, mit denen vom Requirements-Engieneering über die Architektur, automatisierten Tests und Deployment alles abgedeckt wurde, einschließlich Tipps und Tricks fürs Alltagsgeschäft.

Auf der anderen Seite muss ich jedoch auch Kritik üben. So hielt leider nicht jeder Vortrag das was die Ankündigung versprach. Dies lag zum einen an der fehlenden Schwierigkeitsstufe, die schon frühzeitig vor allzu seichten Themen gewarnt hätte, und zum anderen ein paar zu große Versprechungen seitens der Vortragenden.

Positiv hervor zu heben seien jedoch vor allem die Vorträge von Chris Rupp („Spezifizierst du noch oder implementierst du schon?“) die auf beeindruckende Weise die Komplexität der Kommunikation analysierte, Golo Rodens „JavaScript Best Practices“ der mit einfachsten Mitteln die schlimmsten Stolpersteine von JavaScript beschrieb und mir als zuvor Unwissenden dabei genug Futter gab um im Grunde die, leider erst darauf folgende, Einführung in JavaScript im Internet surfend zu verbringen. Weiterhin war die Keynote von Jeff Potter sehr unterhaltsam, auch wenn manche Pointe durch das Raster fiel, weil der Tag doch etwas sehr anstrengend war und somit wenig Platz zum Übersetzen im vollgestopfte Kurzzeitspeicher blieb.

Leider nicht mitnehmen konnte ich „Guck mal – Codereviews in der Praxis“ von Laurin Still und „Gestern Entwickler, heute ScrumMaster“ von Dr. Jürgen Hoffman und Heiko Stapf die mir nachträglich als sehr gut bescheinigt wurden, aber etwas ungünstig zu meiner eigenen Session lagen.

Die Sicht des Sprechers

Damit sind wir auch schon beim eigentlichen Auslöser für meine Teilnahme. In meinem Vortrag „MS Test – Der missverstandene Stiefbruder!?!“ widmete ich mich einer Gegenüberstellung von NUnit und MS Test sowie den unterschiedlichen Teststufen in der Qualitätssicherung und deren Automatisierungsgrad. Ob ich den Nerv meiner Zuhörer dabei traf kann ich leider nicht ganz einschätzen und würde mich hier über Feedback freuen.

Sehr ermutigend war jedoch die große Anzahl der Beteiligten die ich grob auf etwas zwischen 60 und 80 von insgesamt ca. 500 Personen schätzen würde. Dies ist für mich insofern erfreulich, da mein Thema nach eigener Einschätzung ein vergleichsweise umfangreiches Wissen voraussetzte und nicht wenig komplex war, ich anderer seits im Hauptteil aber nie das Gefühl bekam die Zuhörerschaft zu überfordern oder in den Weiten der Langeweile verloren zu haben. Dies zeigte sich zum Beispiel durch beständig in die Höhe gehende Hände auf Fragen meinerseits und interessiertes Nicken oder amüsiertes Kopfschütteln ihrerseits.

Hauptteil, ist hier ein wichtiger Punkt, denn leider habe ich mich im Vorfeld zeitlich ein wenig verschätzt. So habe ich in der Vorbereitung alles in allem für den Vergleich der Frameworks samt Zusammenfassung fast immer etwas über 50 Minuten benötigt. Plus einen Puffer für Fragen und Anekdoten also ein solider Zeitrahmen, der mich dazu bewog den Vergleich der Isolation Frameworks als Backup zu verwenden. Leider war ich jedoch schon nach 40 Minuten fertig und bekam bis auf eine Frage, bei der ich nicht helfen konnte, kein weiteres Futter. Die nun doch gezeigten Backupfolien wirkten daraufhin für mich irgendwie wie angeflanscht, was dem Verständnis sicher nicht dienlich war.

Was lernen wir daraus? Never change a running system! Vor allem nicht einen Tag vor der Konferenz! Dabei war genau diese Devise eigentlich der Grund warum ich bis auf zwei Folien nicht das Layout der Konferenz übernahm. Mit den, für meinen Geschmack, etwas zu großzügigen Rändern samt Begleitinfos hätte ich mir meiner Meinung nach andernfalls den Vortrag gekillt bzw. einen unverhältnismäßig hohen Umbauaufwand gehabt.

Obwohl ich also nicht ohne Fehler bin muss ich auch aus Sicht eines Sprechers Kritik an meinen Kollegen äußern. Ich habe viele erfrischende Ideen und kreative Vorträge gesehen. Es wird auch niemand gezwungen voll gestopfte Powerpoint Monstren mit Myriaden Folien zu produzieren, aber bitte Jungs die Leute zahlen teils nicht gerade wenig Geld für die Veranstaltung also solltet ihr den Inhalt einer Session auch nicht dem Funfactor unterordnen.

Zusammenfassung

Alles in allem bin ich aber sehr zufrieden. Das Hotel war klasse und super gelegen, die Menschen waren nett und gesprächig, der Wissensgewinn war beträchtlich und dank meines Sprecherdaseins war das alles auch fast gänzlich kostenlos. Danke an der Stelle noch mal an meinen Arbeitgeber Saxonia Systems die alle Kosten übernahmen die der Veranstalter nicht trug.